Franz Kafkas Aufenthalt in Meran

Man weiß, dass Franz Kafka kompliziert war. Als sensibler Sohn eines herrischen Vaters, deutscher Jude mit tschechischem Pass, litt er an einer Krankheit, die ihm das Schreiben als Existenz unmöglich machte. All das steigerte seine Hellsicht, es gibt aber immer noch viele Dinge, die wir nicht wissen. Orson Wells hat Kafka verfilmt, Andy Warhol hat ihn gemalt.
Heute ist Franz Kafka für die Weltliteratur genauso wichtig wie seine Idole Kleist und Goethe.

Am 3. Juli des Jahres 1883 wurde Franz Kafka in Prag geboren.
Schon als Gymnasiast war Kafka 1901 von seiner Zukunft als Schriftsteller überzeugt. Sein Brot verdient er als Beamter bei der Arbeiterunfallversicherung in den Jahren von 1908 bis 1922. Nach der Arbeit schreibt er ununterbrochen. Das Dunkle seines traumhaften inneren Lebens zwingt ihn zum Schreiben.

Kafka sagt. "Ich leide unter dem Lärm der Welt". Er sucht die Stille für seine geistige Arbeit. Eine innere Balance findet er fast nie, sodass er seines inneren Antriebs wegen manche Erzählung in nur einer Nacht verfasst.

1912 veröffentlichte er sein erstes Buch "Betrachtung", eine Sammlung von 18 Prosastücken.
Mit Felice Bauer verlobt er sich gleich zweimal. Er wäre gerne Familienvater, doch dann sagt er die Eheversprechen wieder ab. Was blieb, waren Liebesbriefe. Ende 1912 liest er "Das Urteil" öffentlich vor, in dem er seinen Seelenzustand verarbeitet. Das ist sein Durchbruch.

Als Versicherungsbeamter kannte er das harte Leben der Arbeiter in der damaligen Zeit. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, leidet er im Gegensatz vieler seiner Schriftstellerkollegen am Krieg. Ende 1914 verfasst Kafka die Erzählung "In der Strafkolonie", in der er sich eine merkwürdige Art von Hinrichtung ausmalt. Sie stellt die Ohnmacht dar, mit der der Mensch den Krieg erlebt. Das ist nur die Spitze von dem, was sein gesamtes Leben bestimmt.

Sein Krankheitszustand führte ihn an verschieden Orte Europas, um Abstand zu gewinnen und eine innere Ruhe zu finden. Auf der Suche nach dieser Balance, die immer wieder von individuellen Beziehungen, dem Krieg und der lauten Lebenswirklichkeit verhindert wird, kommt Kafka im Frühjahr des Jahres 1920 nach Meran. Hier bleibt er mehrere Monate. Das sonnige, mediterrane Klima Merans sollte sein Lungenleiden verbessern, Quartier hatte er damals im in einer kleinen Pension. Weil das sonnige Meran mit zahlreichen Pensionen und Hotels heute zu den schönsten Erholungsorten Europas zählt, lohnt es sich hier, auf den Spuren von Franz Kafka zu wandeln.

Literatur zu Meran